Der folgende Bericht wurde von Stefan
Egger für die Lotek64 verfasst und wird
mit seiner Erlaubnis hier wiedergegeben:
Commodore Meeting in Wien 2016
Neuer Gastgeber für alte Tradition
Erstmals fand das traditionelle Commodore Meeting in Wien an einem neuen Standort statt: Frankie, der bisherige Organisator, übergab die Organisation an Thomas Dorn. Der ehemalige Commodore-Österreich-Mitarbeiter stellte mehreren Räumlichkeiten (Büro, Wohnzimmer, Keller) sowie seinen Garten (mit Zelt, Grill, kleinem Teich und Modellbahn) zur Verfügung, um weiterhin einige klassische Rechner aufbauen zu können. Parkplätze gab es vor dem Haus in der schon ländlich wirkenden Gegend in der abgelegenen Kerpengasse im 21. Bezirk ausreichend.
Die Highlights der ausgestellten Geräte befanden sich in einem Raum im Keller. Wer sich dort hin verirrte, bekam zwei japanische Sharp X68000 zu sehen. Das 1987 in seiner ersten Version erschienene System auf Basis der Motorola-68000-CPU ist sozusagen der japanische Amiga – die Grafikleistung ist jedoch besser. Weitgehend unbekannt in Europa – es erschien nur in Japan – entwickelt sich am Heimatmarkt eine aktive Fangemeinde, welche bis heute aktiv ist. Am Meeting zu sehen war eine "XVI" mit 16-MHz-Modus im schwarzem Tower sowie ein Desktop-Modell namens "Pro" – ebenfalls in zeitlosem schwarz. Das geniale Design der Geräte wird auch von den zwei eingebauten 5,25“-Laufwerken mit hoher Dichte nicht zerstört: Statt Knebel oder anderen Verriegelungsarten ist nur ein kleiner Schlitz zu sehen – der Auswurf erfolgt automatisch oder auf Knopfdruck per Motor. Ebenfalls durchdacht: Kleine LEDs blinken, wenn eine Diskette gewechselt werden möchte und auch ein Tragegriff – wie übrigens bei vielen japanischen Systemen – ist im Tower enthalten. Arcade-Spiele wie Final Fight laufen auf dieser Maschine flüssig – im Gegensatz zur daneben gezeigten Amiga-Version am A4000. Ein Wettkampf im Tennis wurde nur knapp und mit viel Körpereinsatz der Pixelmännchen entschieden. Außerdem kurz zu sehen: Einen von nur etwa zehn Prototypen des CDTV-CR – voll funktionsfähig und in Aktion. In diesem Raum befand sich auch die Sammlung von Veranstalter Thomas Dorn (einige C64, C16, A1000, A2000, A4000, DraCo, Casablanca, CDTVs, usw.).
Einen Stock weiter oben gab es C64, C128-D sowie einige kuriose Umbauten zu bestaunen. Auch ein C116 mit SD2IEC-Laufwerk, ein CD32 mit Diskettenlaufwerk und ein A600 mit einer neuartigen FPGA-Turbokarte waren aufgebaut. Die FPGA-Chips beenden die Abhängigkeit alter Bauteile und Prozessoren für neue Amiga-Erweiterungen, bieten gleichzeig viele Vorteile wie bessere Geschwindigkeit, mehr Funktionalität und spätere Updates. So kann selbst der kleine A600 in absehbarer Zeit mit Grafikkarte, Speicher und Turbokarte zu unbekannten Höchstleistungen auflaufen. Außerdem zu sehen: Ein Philips-MSX-System und ein Schachcomputer. Auf einem Commodore-PC wurde die 8088-MPH-Demo gezeigt, die auf der Revision-Demo-Party 2015 gewann. Außen in einem Zelt untergebracht war ein weiterer C128-D sowie ein C64c in blauem Gehäuse in Betrieb. Klein aber fein: Der in Handarbeit aus Holz und Aluminium gefertigte C64-Joystick von ArcadeForge.
Im Keller gab es auch noch eine Sinclair-Abteilung: Hier gab es die Modelle Spectrum Plus und 128 sowie einen Klon namens Didaktik Kompakt. Der slowakische Nachbau mit russischen Custom-Chips (ULA-Klon) ist nicht ganz kompatibel zum Original, bietet eine miese Tastatur, dafür aber ein eingebautes 3,5“-Diskettenlaufwerk und erweiterte Anschlussmöglichkeiten. Außerdem vorgestellt wurden die Kartenleser der DivMMC-Reihe, darunter auch das neue, kleine Modell „nano“ in selbstgedrucktem 3D-Gehäuse. Auch Sega war diesmal stark vertreten mit einem Mega Drive mit CD- und 32X-Erweiterung sowie dem seltenen Nomad-Handheld, ein portables Mega Drive. Zwei SX-64 standen griffbereit, waren jedoch nicht im Betrieb.
Recht spät kam die 14 Jahre alte Lotek64-Redakteurin Lara („Crudla’s Kiste“) und verkündete stolz, dass Sie meinen Highscore in Microhexagon um eine Sekunde überboten hätte. Das geht ja mal gar nicht! Also ab in den Garten, wo schon eine Menschenmenge um den C128-D stand. Doch das Duell wurde sehr schnell entschieden: Lara schaffte einen legendären Rekord von 5:34 Minuten, womit die bisherige Bestmarke von etwa 2:21 Minuten deutlich überboten wurde. Trotzdem wird nicht aufgegeben: Sollte ich den Rekord jemals überbieten, ist das Duell wieder eröffnet.
Alle waren mit dem neuen Gastgeber, der sich redlich bemühte, zufrieden. Die getrennten Räume waren nicht optimal, denn leider kam nicht jeder im Keller vorbei. Dafür war der Grill und der Garten eine interessante Abwechslung. Frankie, der bisherige Veranstalter und Initiator der Commodore-Meetings kam auch zu Besuch und so wurde es zum gemütlichen Zusammentreffen im häuslichem Umfeld. Wir freuen uns auf nächstes Jahr, wenn die im Jahr 2002 begonnene Tradition der jährlichen Treffen in Wien weitergeführt wird.
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